Moderne Zeiten: Russland twittert US-Militärdaten

Zugegeben, die Überschrift ist reisserischer als der eigentliche Sachverhalt. Der aber tatsächlich ganz interessant, wie ich finde.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Novosti unterhält den Twitter-Account @riascience, über den Nachrichten aus dem – im weitesten Sinne – Wissenschaftsbereich verbreitet werden.

Heute tickerte twitterte die Agentur nun:

Es geht um den verloren gegebenen russischen Satelliten Phobos-Grunt, der ürsprünglich zum Marsmond Phobos fliegen und Gesteinsproben zurück zur Erde bringen sollte. Leider ist die Mission fehlgeschlagen und der Satellit steckt in einer niedrigen Umlaufbahn um Erde fest.

Das United States Strategic Command (USSTRATCOM) ist eins der zehn Unified Combatant Commands des United States Department of Defense und ist verantwortlich für die Führung, Ausbildung, Ausrüstung, Verwaltung und Planung sämtlicher Atomstreitkräfte aller Teilstreitkräfte der Vereinigten Staaten. (Quelle: Wikipedia)

Zu USSTRATCOM gehört auch NORAD, das nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando, das über eine Radar-Infrastruktur verfügt, künstliche Objekte in erdnahen Umlaufbahnen zu erfassen und zu katalogisieren. Dieser Katalog ist höchst wertvoll. Er umfasst sehr genaue Bahndaten von Satelliten und Weltraumschrott. Und natürlich auch von militärischen Infrastrukturen im All. Nicht nur denen der USA.

Im Rahmen internationaler Zusammenarbeit in der zivilen Raumfahrt veröffentlicht NORAD bestimmte Daten, wie zum Beispiel diese (sehr vereinfachten) Bahndadaten der missglückten Phobos-Grunt Mission.

Heute morgen um 05:53 UTC (06:53 MEZ) lag das Perigäum (größte Erdnähe) bei 195km, das Apogäum (größte Entfernung) bei 263km.

In dieser Höhe bremst Restatmosphäre das Raumfahrzeug ab, so dass es irgendwann auf die Erde stürzen wird. Aktuell geht man davon aus, dass Phobos Grunt Mitte Januar wiedereintreten wird.

Ntürlich hat Ria Novosti keine amerikanischen Militärgeheimnisse getwittert. Dennoch ein bemerkenswerter Vorgang, den ich so nicht erwartet hätte.

Veröffentlicht von Andreas

Andreas Schepers leitet die Kommunikation des Berliner Labors des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, DFKI. Hier schreibt er privat über Dinge, die ihn interessieren: Astronauten, Pop, etc... und KI.

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