Obwohl ich schon seit einigen Jahren immer wieder auf der CeBIT bin, früher als Besucher, jetzt als Wissenschaftsverkäufer, kenne ich niemanden, der in dieser Zeit in Hannover in einem Hotel übernachtete.
Kein Wunder bei den Preisen, die selbst mittelmässigste Hotel in Hannover zu Messezeiten verlangen.
Als Alternative bleibt die Privatunterkuft. Legendär sind die Geschichten von Studenten-WGs die ihre WG-Kassen mehr als aufbessern, in dem sie ihre Zimmer an CeBIT-Besucher vermieten.
Auch Unternehmen bringen gerne ihre Mitarbeiter in Privatunterkünften unter. Es gibt Unternehmen, die schicken Ihre Mitarbeiter seit Jahren zu den gleichen Familien. So kann man sich einmal im Jahr über den aktuellen Musikgeschmack der Tocher und das Hobby des Sohns informieren. Das ist schon toll, wenn das erste, was man nach dem Aufwachen sieht, ein Robbie Williams-Poster ist.
Ich bin inzwischen traditionell irgendwo im sehr beschaulichen Sarstedt (das ist schon im Kreis Hildesheim) untergebracht. Von dort fährt die Strassenbahn quasi direkt aufs Messegelände. An der Haltestelle trifft man jeden Morgen auf andere Anzugträger und ist beruhigt: Die Leidensgenossen sehen jeden Tag noch fertiger aus als man selbst. Das ist die Hoffung, die meistens trügt. Auf dem Weg von Sarsted über Heisede und Rethen bis nach Hannover-Laatzen füllt sich die Strassenbahn schliesslich bis sie einer U-Bahn in Tokio alle Ehre macht.
Weil die Privatunterkünfte auf der CeBIT meist sehr originell sind, haben die Kollegen vom Messeschnellweg jetzt eine Flickr-Group eingerichtet, in der sie die hässlichsten Unterkünfte sammeln wollen.
Leider kann ich mit meiner letztjährigen Unterkunft keinen Preis gewinnen. So richtig schrecklich war es nämlich gar nicht. Eher im Gegenteil. Mal sehen, wo ich in zwei Wochen schlafen werde.
Gibt es die CEBIT tatsächlich noch, wer hätte das gedacht?
Ich bin ja Standleiter; und nicht nur dass. Ich besorge für unsere Mitarbeiter jährlich ca. 30-40 Unterkünfte. Das ist DIE Chance, sich für kleinere und größere Ärgernisse zu rächen.
Es gibt da alles Mögliche, von der Umkleidekabine über einer Frittenbude bis zur De Luxe Unterkunft mit Sauna.
Ich selbst wohne ja bescheiden in einem kleinen Arbeitszimmer mit Ahnengalerie an der Wand. Nachdem ich die letzten zwei Jahre auch noch zur Hannover Messe musste, ließ ich das Bild mit meiner Frau und meiner Tochter, das meine Tochter mir jedes Jahr mit in den Koffer packt, einfach über “meinem” Bett in mitten der Hochzeitsfotos aus den Siebzigern, der “Mein erster Schultag”-Fotos der Gastgeber-Tochter und dem tollen Familienportrait, das der ortsansässige wirklich begabte Kunstmaler in den 80ern mal zum Geburtstag geschenkt hat, hängen.
Mein Bild hat sich da nahtlos eingefügt, so dass ich jetzt jedes Mal auch ein bisschen nach Hause komme, wenn ich in den Palast aus Gelsenkirchener Barock einchecke. Ich liebe das.
Wenn ich dann auf der Heimfahrt in der Raststätte Reinhardshain den ersten ernst zu nehmenden Espresso seit 10 Tagen nehme, verdrücke ich auch schon mal eine Träne des Glücks.
Weißt Du, genau an diesen Blogeintrag letztes Jahr zur Cebit 06 musste ich denken, als ich gestern mit dem Metronom durch Sarstedt gefahren bin.
Ich denke bei Sarstedt immer erst an SAR, so wie Saarland :-) oder Safe and Rescue, und dann an den Andreas seinem Blog und das megaspießige Zimmer. Das sind dann die gebloggten Assoziationswelten.
Ich war noch nie auf der Cebit, habe es mir aber immer vorgenommen.