Marschrutka, Trolleybus, Strassenbahn oder doch Schwarz-Taxi?

Trolleybus
Trolleybus

Odessa ist eine Millionenstadt. Den Odessiter stehen verschiedene Verkehrsmittel zur Verfügung, wenn sie sich von A nach B bewegen wollen.

Trolleybus

Im Stadtzentrum gibt es ein relativ dichtes Netz von Trolleybussen. Trolleybusse haben einen Stromabnehmer und funktionieren im Prinzip wie Strassenbahnen. Die Trolleybusse, die in Odessa im Einsatz sind, stammen aus der Soviet-Zeit und sind in einem eher schlechten Zustand. Während der Fahrt rumpelt es heftig, die Sitze sind abgenutzt – dafür kostet eine Fahrt nur 50 Kupeken. (Nach aktuellem Euro-Kurs entspricht das etwa 7 Cent). Der Fahrpreis wird direkt bei der mitfahrenden Fahrkartenverkäuferin entrichtet. Senioren fahren umsonst.

Bei Odessitern, die es sich leisten können, sind Trolleybusse nicht sehr beliebt. Zu langsam, zu voll und zu unbequem.

Strassenbahn

Tramway in Odessa
Tram in Odessa

Die alterschwachen Strassenbahnen aus tschechischer Produktion stellen auch keine Alternative da. Das Strassenbahnnetz ist dünn, die Bahnen fahren selten und sowohl Strecken als Bahnen sind in einem wirklich schlechten Zustand. Da hilft es auch nicht, dass man die meisten der alten Strassenbahn mit neuen Digitalanzeigen ausgestattet hat.

Marschrutka

Das beliebteste öffentliche Verkehrsmittel scheint aber die Marschrutka zu sein. Marschrukti sind LinienSammeltaxis, die innerhalb der Stadt auf festen Routen fahren und jederzeit Fahrgäste aufnehmen oder abesetzen. Die komfortabelsten Marschrutki sind Bogdan-Kleinbusse, die durchaus westlichen Erwartungshaltungen an einen kleinen Reisebus erfüllen. Auf manchen Strecken jedoch fahren auch echte Seelenverkäufer. Umgebaute Kleinlastwagen, gerne genommen: Mercedes Sprinter mit orignal deutscher Werbeaufschrift. Erstaunlich, wieviel Menschen in einem Sprinter Platz finden. Vom Markt am 7 Kilometer bin ich mal mit 17 anderen Personen zurück in die Stadt gefahren.

Der Fahrpreis hängt von der Linie ab. Innerhalb Odessas zahlt man zwischen 1,25 und 1,5 Hrywnja (1 EUR = 7,4 Hrywnja) auf längeren Strecken können schon mal 4 Hrywnja fällig werden.

Bezahlt wird beim Aussteigen, direkt beim Fahrer. Es empfiehlt sich, den Betrag möglichst klein, am besten abgezählt, bereit zu halten.

Hier ein ganz kleines Video vom Cockpit einer Marschrutka auf dem Weg nach Odessa. Der Fahrer hatte neben den obligatorischen Mini-Ikonen und Kreuzen noch einen gewaltigen Glas-Aschenbecher und mindestens 4 verschiedene Digitaluhren auf dem Amarturenbrett stehen.


Direktmarschrutka

Schwarz-Taxi
Die schnellste aber auch die teuerste Art sich innerhalb der Stadt fortzubewegen sind illegale Taxis. Es gibt zwar auch offizielle Taxis in Odessa – aber die sind nie da, wenn man sie braucht. Daher gilt: An eine beliebe Strassenecke stellen, Finger raus – innerhalb kurzer Zeit wird ein Auto halten. Jetzt gilt es, Verhandlungsgeschick zu beweisen. Für kurze Fahrten innerhalb des Zentrums sind 10 Hrywnja der aktuell angezeigte Preis.

Es gibt sowohl gut organisierte schwarze Taxi-Netze, in denen die Fahrer per Funk mit einer Zentrale Kontakt halten und echte Einzelkämpfer die mit zum Teil sehr, sehr alten Fahrzeugen auf der Suche nach Fahrgästen sind.

Das eigene Auto
Obwohl für viele Ukrainer ein eigenes Auto nach wie vor purer Luxus ist, sind die Strassen von Odessa mit Autos verstopft. Auffällig ist die extrem hohe Dichte an deutschen Nobelkarossen. Leute, die es sich leisten können, fahren SUVs, gerne mit verdunkelten Scheiben.

Fahrrad

Das Fahrrad scheint keine Alternative zu sein. Mag sein, dass es am Wetter liegt, die einzigen Fahrradfahrer die ich gesehen habe, waren Jugendliche mit Mountainbikes.

Aber ehrlich gesagt: Mit dem Fahrrad durch Odessa fahren zu wollen, scheint mir keine gute Idee zu sein. Oder man bringt als Fahrradfahrer eine gehörige Portion Risikobereitschaft mit.

Kleines Fotoalbum: Privoz-Markt in Odessa

Kugelfisch
Kugelfisch. Alle Fotos: ich

Mitten in der Stadt, gleich hinter dem Bahnhof liegt der Privoz, ein grosser Markt auf dem es neben Lebensmitteln, so ziemlich alles zu kaufen gibt, was das Herz begehrt. Allerdings gibt es nicht wenige Odessiter, die dem alten Privoz nachtrauern, denn der Neue Privoz wartet neben den alten auch mit ganz neuen Markthallen auf. Früher, so heisst es, hätte es nur Lebensmittel gegeben.

Dennoch ist der Privoz unbedingt einen Besuch wert. Bei meiner ersten Visite im letzten Jahr war ich mächtig beindruckt von der Fleischhalle, in der ganze Schweine und Rinder vor den Augen der Kunden zerlegt werden. Allerdings wirkte das auf mich, der sein Fleisch aus dem Supermarktregal holt, einen derart archaischen Eindruck, dass ich mich gar nicht getraut hatte, zu fotografieren.

Aber die Menschen dort sind freundlich und halten gerne mal ein Schwätzchen und lassen sich auch ganz gerne fotografieren:

Fish at Privoz Market, Odessa

Auf dem Fischmarkt gibt es, genau: frischen Fisch.

Meat at Privoz Market, Odessa

Dieser Fleischer war hoch erfreut, als er hörte, dass ich aus Deutschland komme. Northrhine-Westphalia? Dortmund? – No. Essen! – Oh, I know! Good City!

Meat at Privoz Market, Odessa

Privoz, Odessa

Bergeweise Fleisch

Quark

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Ich hatte keine Ahnung, was Quark ist. Das was auf dem Privoz an grossartigen Quarksorten angeboten wird, hat mit dem Quark, wie ich ihn in aus Deutschland kenne, nichts zu tun. Quark gibt es in verschiedenen Fettstufen und Konsistenzen und eignet sich als Brotaufstrich oder zur Verfeinerung aller möglichen Speisen

Cheese at Privoz Market, Odessa

Privoz, Odessa

Käse gibt es auch. Reichlich!

Abends im Hafen von Odessa

Odessa Harbour
Odessa Hafen, Foto: ich

Ich komme gerade nicht dazu, zu bloggen. Dabei gäbe es viel zu erzählen. Über den Nahverkehr mit halb illegalen Taxis, über die aktuelle Damenmode, über die Lebenshaltungskosten – aber seit gestern ist der Internetanschluss in der Stadtwohnung gestört.