Es hat sich nicht viel verändert, seitdem ich das letzte Mal in Odessa war. Meine Beobachtungen von damals treffen heute noch genau so zu. Allerdings gibt es viele Dinge, die ich bei meinen ersten Besuchen noch besonders spannend fand, die mir heute gewöhnlich und alltäglich vorkommen.
Erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnen kann, dass die Stadt im Winter einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck macht – aber nur solange man nicht in den Häusern ist. Hinter den tristen Fassaden liegen oft Wohnungen, die an Träume aus Schöner Wohnen erinnern. Die Ukrainer – besser die Ukrainerin, denn sie ist für die Innenausstattung zuständig – schwört auf floral gemusterte Strukturtapeten und Stuck an der Decke. Selbst in einem 70er-Jahre Sowjet-Wohnblock.
Die Ukraine ist schwer getroffen von der internationalen Finanzkrise. Aktuell kann man dem Kursverlust der ukrainischen Hrywnja täglich auf der Strasse verfolgen. An jeder Ecke gibt es kleine Wechselstuben, oft auch teureren Restaurants und Cafés. Dort werden für einen Euro heute knapp 10,80 Hrywnja gezahlt. Im Verkauf liegt ein Euro bei über 12 Hrywnja.
Natürlich die ukrainische Hrywnja offizielles Zahlungsmittel – aber alle grösseren Anschaffungen und Investitionen werden auf US-Dollar-Basis kalkuliert. Aktuell hat sich das Verhältnis von Hrywnja zu Dollar auf dem Graumarkt bei 5:1 eingependelt. Auch wenn der offizielle Wechselkurs deutlich höher, nämlich bei mindestens 7:1 liegt.
Die Löhne und Gehälter in der Ukraine sind niedrig. Ein einfacher Dozent an der Universität verdient vielleicht umgerechnet 100 EUR im Monat. Entsprechend gering sind die Einkommen der Staatsbediensteten. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Beamte jeder Couleur etwas dazu verdienen müssen. In harten Dollars. Sei es für die Zulassung zu einer Prüfung an der Universität oder sei es die Beschleunigung von bestimmten Amtsvorgängen.
So gesehen ist das Leben in der Ukraine ist auf keinen Fall billig. Ein Liter Benzin schlägt mit ca. 4,8 Hrywnja (knapp 50 Cent) zu Buche. Eine Packung Zigaretten kostet auch etwa 5 UAH. Ein halber Liter guter Wodka etwa 25 UAH. Aktuelle, legale CDs kosten maximal 40 UAH, DVDs max. 70 UAH.
Die meisten Ukrainer besitzen die Wohnungen in denen sie leben. Daher ist das Prinzip Miete kaum verbreitet. Allenfalls an Ausländer wird vermietet. Dabei werden für eine Wohnung in Odessa – je nach Lage und Ausstattung bis zu 1000 Dollar im Monat verlangt.
Vielen Dank für die spannenden Berichte! Da muss ich irgendwann auch mal hin, in die Ukraine, ich selber leb seit fast zwei Jahren in Kasachstan, das ist auch ein sehr zwiespältiges, aber dennoch hochinteressantes Land!