Eine der ersten Theorien Phänomen, mit denen ich damals im ersten Semester Informationswissenschaft konfrontiert wurde, war die des Lost in Hyperspace. Es bezeichnet die Desorientierung, die Leser von Hypertexten erleben können.
Tatsächlich kann ich dieses Phänomen nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Inzwischen habe ich oftmals echte Schwierigkeiten, lineare Texte zu lesen, ohne auf bestimmte Begriffe im Text klicken zu wollen.
Dabei macht es interessanter Weise einen grossen Unterschied, ob der Text gedruckt oder elektronisch vorliegt. Die Linkarmut, die viele Online-Ausgaben klassischer, alter Medien auszeichnet, empfinde ich mehr und mehr als nicht medienadäquat.
Hyperlinks desorientieren mich nicht, sie produzieren eher eine Art Glücksgefühl, das sich ausbreitet, wenn man eher zufällig immer tiefer in unbekannte Wissensräume vordringt. Das nennt man in der Informationswissenschaft dann Serendipity.
Gerade eben zum Beispiel verlor ich mich (sic!) in der Wikipedia. Ausgehend von Angelo Soliman, über den ich hier las und stiess auf die ganz und gar unglaublichen Geschichten von Anton Wilhelm Amo, dem ersten bekannten Philosoph und Rechtswissenschaftler afrikanischer bzw. afrodeutscher Herkunft in Deutschland (in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts), Sarah Baartman und Ignatius Fortuna.
Wieder etwas dazugelernt. Das war allemal spannender als Fernsehen.
Naja, wenn Du ohnehin im „explorierenden Modus“ unterwegs bist, mag das weniger problemtisch sein. Ausserdem bist Du ja early adopter Medienprofi, wa? Otto Normalsurfer ist da eher gefährdet, speziell dann, wenn er ein konkretes Ziel verfolgt…
Lost in Hyperspace, Serendipity, LSD, Zucker. Es ist doch egal, wie du die Droge nennst, die deine Glücksgefühle auslöst …