Christian Stöcker: Nerd Attack (DVA / SPIEGEL Buchverlag)

Christian Stöcker: Nerd Attack!
Christian Stöcker: Nerd Attack!

Als vermutlich letzter will ich schnell meine Gedanken zu Christian Stöckers neuem Buch „Nerd Attack“ aufschreiben:

Christian Stöcker, Jahrgang 1973, Ressortleiter Netzwelt bei Spiegel Online, hat ein Buch geschrieben. Über „die Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook“ wie es bei „Nerd Attack!“ im Untertitel heisst.

Dabei erzählt er eben diese Geschichte aus der Perspektive eines Vertreters der Generation C64 in Westdeutschland. Wenn Stöcker seine ersten Berührungen mit dem Computer und der frühen Demo-Szene beschreibt, dürften hunderttausende Mittdreissigjährige in Nostalgie schwelgen. So oder so ähnlich hat sich das abgespielt. In Hamburg, Essen oder eben Würzburg.

Christian Stöcker benutzt den C64 als inhaltliche Klammer für eine umfassende Betrachtung der grob 25 Jahre Digitalisierung der Welt. Dabei gelingt es ihm, ein treffendes Portrait einer Generation zu zeichnen, die mit dem rasenden technologischen Fortschritt nicht nur mitgeht, sondern in als gegeben und selbstverständlich erwartet.

Für die Generation C64 hält das Buch wenig Neues bereit. Allerdings ist es interessant und unterhaltsam zu lesen, wie der Autor Ereignisse, technologische Durchbrüche und neue Benutzungsmuster in einen chronologischen Kontext stellt.

Fazit:

Nerd Attack! ist ein Buch, das vor allem die Generationen der vor 1970 geborenen lesen sollte, um zu verstehen, wie die digitale Welt das geworden ist, was sie heute für alle jüngeren ist: Kein paralleler kybernetischer Raum sonden integraler Teil der wirklichen Welt. In Berlin wie in Castrop-Rauxel.

Andere Meinungen: Markus bei Netzpolitik, Nico Lumma, Thomas Knüwer, Olaf Kohlbrück.

Veröffentlicht von Andreas

Andreas Schepers leitet die Kommunikation des Berliner Labors des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, DFKI. Hier schreibt er privat über Dinge, die ihn interessieren: Astronauten, Pop, etc... und KI.

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3 Kommentare

  1. Sicher ist es nett, solche Geschichten zu lesen. Ergänzend möchte ich hinzufügen: Im Rahmen der „netzkulturellen Debatten“ häufen sich in letzter Zeit ein paar Stereotypen, die nicht das ganze Bild wiedergeben.
    Als der C64 im Jahr 1982 auf den Markt kam, waren die vor 1970 Geborenen 12 und älter – also die Klientel, die sich die Brotdose beschafft hat. In der Schule konnte man Informatik als Zusatzfach wählen, und saß dann an Rechnern, die auch schon ein paar Jahre alt waren, demnach also auch schon einer Vorgängergeneration gedient haben. Die digitale Kultur besteht nicht erst seit Twitter, und viele derjenigen, die sich ganz gut im Netz eingerichtet haben, haben nicht das Gefühl, sie müssten unbedingt einer ominösen selbstverliebten „Community“ im neuesten aus dem Boden gestampften sozialen Netzwerk angehören. Mit 40 hat man schon ziemlich viele bewährte Zugehörigkeiten.

  2. Ich finde die Idee zum Buch auch nicht schlecht. Doch sie behandelt eigentlich nur die Leute aus den alten Ländern. Doch auch die Leute im „Osten“ sind mit den kleinen Ungetümen aufgewachsen. Es gab wahnsinnige Schwierigkeiten einen C64 zu bekommen und vor allem seine ersten Gehversuche in Sachen Computer zu machen.
    Ich hatte das Glück einen C64 und dann auch Amiga mein eigen zu nennen und wir haben auch unsere Wettkämpfe mit unseren Nachbarn ausgefochten, nur eben manchmal ganz schön geheim.
    Anekdoten könnte man viel erzählen und sicherlich wäre es toll auch einmal vom Subkontinent „Osten“ mehr aus dieser Richtung zu erfahren.

  3. Interessant finde ich an dem Buch, das der gegenwärtige Zustand der Netzkultur nicht auf ein Phänomen der Gegenwart reduziert wird, sondern dass sich all diese Feinheiten wie Cracker Szene, Usenet oder IRC über Jahre entwickelt haben. Und daher ist es eigentlich umso unverständlicher, dass wir heutzutage noch so viele Offliner haben – wo doch schon seit etlichen Jahren die Leute online kommunizieren.

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