Kurze Eck
Saarbruecken – Freizeit & Sightseeing – Sehenswuerdigkeiten
Der lebenswerteste Stadtteil der saarländischen Landeshauptstadt. Keine Frage.
Zugegeben, es mag sein, dass die Tatsache, seit einigen Jahren im Herzen des Nauwieser Viertels zu wohnen, die Sicht darauf ein wenig verstellt.
Jemand – aus dem Reich (so nennen die Saarländer die anderen deutschsprachigen Gebiete) nannte das Viertel mal das Kreuzberg des Südens.
Da ist durchaus etwas dran:
Das Nauwieser Viertel ist ein ehemaliges Arbeiterviertel in St. Johann. Hier gab zu Beginn des 20. Jahrhunderts aber auch Handwerkerks- und kleine Industriebetriebe. Einige Hinterhöfe zeugen noch davon.
Spätestens in den 70er Jahren erobern die Studenten dann das Viertel. Sie profitieren von günstigen Mieten, einer hohen Kneipendichte und einer allgemeinen Verruchtheit des Viertels. Prostitution und Drogenszene sind bis zum Anfang der 90er Jahre allgegenwärtig.
Es entwickelt sich eine lebendige alternative Szene mit Kneipen, Theatern, Geschäften – allem, was die Bohème so benötigt.
Mitte der 90er Jahre beginnt langsam aber nachhaltig die Phase der Gentrifizierung des Viertels. Strassen, Plätze und Gebäude werden saniert und die Drogenszene verdrängt. Die Bordelle bleiben – vorerst.
Staatliche Förderungen ermutigen Investoren, Häuser im Viertel zu kaufen und zu sanieren. Sie spekulieren darauf, sie an eine kaufkräftige Klientel vermieten zu könnnen. Die Mieten im Vierel steigen in der Folge, für viele Studenten wird das Viertel unerschwinglich.
Mit der neuen Zielgruppe (junge, finanzstarke Familien) kommen auch neue Geschäfte ins Viertel: Spielzeugläden verdrängen Gothic-Fachgeschäfte, hippe Cafés die Weltläden.
Ich persönlich zweifle daran, dass die Rechnung der Investoren aufgeht. Mir erscheint die Anzahl an finanzstarken, jungen Familien zu klein. Woher sollten die auch kommen? Saarbrücken ist weder Köln noch Hamburg – auch wenn man es sehr gerne wäre.
Mein Beitrag zu Nauwieser Viertel – Ich bin glueckauf – auf Qype