Es gibt Dinge, für die habe ich wenig Verständnis. Aktuell verstehe ich die schizophren anmutende Diskussion um RSS-Aggregation bei dem von mir sehr geschätzten RA Vetter nicht. Leute, wenn Ihr Eure Inhalte nicht weitergeben wollt, schaltet doch endlich die RSS-Feeds ab. RSS ist nämlich gerade nicht bloss eine andere Darreichungsform, sondern beihnaltet immer auch die die Idee der Syndikation, der Verteilung der Information. (Eintrag zu RSS in der Wikipedia)
Wenn es Euch darum geht, eure Inhalte zu schützen, was Euer gutes Recht ist, setzt euch endlich mit CC-Lizenzen auseinander. Die ermöglichen nämlich z.B. das Aufsetzen privater Planets unter Ausschluss komerzieller Verwendung der Inhalte.
Dass CC für manche Juristen so unattraktiv wie die Vertretung eines Harz IV-Empfängers ist, scheint mir auch klar zu sein. Vorbei wären die Zeiten, mit der man durch Serienabmahnung ein hübsches Einkommen generieren konnte.
*zustimm*
hmmmmm … *grübel* … nun … eigentlich hat Udo Vetter schon Recht, auch wenn es natürlich uncool ist und dem Netzgedanken widerspricht. Aber ich will eigentlich auch nicht, dass jeder mein Blog aus- und verwerten darf, wie er eben gerade will. RSS-Aggregatoren kann man ja auch passwort-schützen, ohne sie wertlos zu machen.
Sehr richtig! Diese bad-planet-Diskussion find ich leicht strange …
Hm, ich halte es für etwas weit hergeholt aus dem Angebot der eigenen Inhalte (Texte) in einem bestimmten Format (RSS) einen kompletten Verzicht auf die Rechte an diesen Inhalten abzuleiten.
Und ist es wirklich zu viel verlangt, zu fragen bevor man einen fremden Feed in das eigene Angebot mit aufnimmt, noch dazu, wenn der Urheber das ausdrücklich so will?
Worüber man gerne diskutieren kann ist die Frage, ob Udos Reaktion evtl. zu heftig war, aber Recht hat er eben, egal ob es uncool ist oder nicht.
Carsten, wenn der Urheber das ausdrücklich will, sollte er seinen Willen nicht im Impressum verstecken sondern dem Link zum Volltextfeed vorschalten.
Thomas, nein, warum denn auch? Wie ich geschrieben habe: nur weil der Urheber seine Inhalte in einem bestimmten Format anbietet heisst das noch lange nicht, dass er seine Rechte daran abgibt. Und schon gar nicht ist es notwendig, dem Feed irgendwas vorzuschalten: es ist nun mal sein Content und er hat die Rechte daran, ob es cool ist oder nicht.
@Carsten: Genau darum glaube ich an CC. Das macht das Leben so viel angenehmer. Und hey, wenn meine bescheidenen Contents von irgendjemanden nach CC-Lizenzvorgaben aufgegriffen werden, sage ich danke fuer die Aufmerksamkeit.
Was die Leute IMHO nicht kapieren, ist das es da (Blogdings, Web2.0 Trallala) einen Paradigmenwechsel gibt. Weg vom Schutz (vor wem oder was eigentlich noch mal genau) des heiligen Urheberrechts, dass oftmals kommerzielle wie nichtkommerzielle Wertschöpfung unterbindet, hin zu einer Aufmerksamkeitsökonomie.
Im konkreten Fall hätte sich Udo Vetter über die Erweiterung seines Leserkreises freuen können.
Kritisch wird es erst dann, wenn jemand hinginge, Blogs leersaugte und die Inhalte in ein Magazin „Best of German Blogs Weekly“ packen würde und das Ding dann am Bahnhofskiosk verkaufen wuerde. Das wäre eine eindeutige kommerzielle Verwertung.
Ausserdem ist die ganze Debatte wie ein Déja-Vu. Der Münchener Don hatte damals zumindest das RSS-Ding auch nicht so richtig verstanden.
Die Auffassung, das Anbieten eines RSS-Feeds beinhalte automatisch die Erlaubnis zur beliebigen und unbegrenzten Weiterverarbeitung der dort angebotenen Inhalte durch x-beliebige Dritte – egal, ob kommerziell motiviert oder nicht -, ist ein Kurz- und auch ein Fehlschluß und deshalb rechtlich nicht tragbar.
Wie man im Gesetz nachlesen kann (respektive könnte) ist für die Frage der Verwertbarkeit fremder Inhalte nur eines entscheidend: Was der Anbieter erlaubt und was nicht. Und nicht, was ihm andere gerne in den Mund legen möchten. Das Recht, Inhalte zu verbreiten und zu entscheiden, auf welchem Weg das passiert, liegt ausschließlich beim Urheber. Sonst hat sich damit niemand zu befassen, auch wenn dieser Verbreitungsweg zufällig mal ein RSS-Feed sein sollte. Wenn der Anbieter keine anderweitige Bestimmung trifft, bleibt es bei diesem Grundsatz.
Aus diesem Grund ist auch der Ruf nach CC-Lizenzen nicht am Platz. Die braucht man nicht. Man bräuchte nicht einmal ein Impressum. Denn all das gilt schon von ganz allein – es ist die Gesetzeslage. Und an der ändern weder die Wikipedia noch das Gerede irgendwelcher Leute über einen angeblichen „Paradigmenwechsel“ und eine ominöse „Aufmerksamkeitsökonomie“ und vergleichbarer Heißdampf etwas.
Die Folge: Wenn man die Inhalte eines Blogs nicht bloß selbst konsumieren, sondern weiterverbreiten will, dann muß man den Urheber fragen, ob er damit einverstanden ist. Abgesehen von Faulheit gibt es keinen Grund, weswegen man das nicht tun sollte oder könnte.
Deswegen gehen Forderungen der Art, man solle halt gefälligst seine Feeds abschalten oder „seinen Willen nicht im Impressum verstecken“ an der Sache vorbei.
Naja, aber die Frage, warum es dann überhaupt einen RSS-Feed gibt, stellt sich schon. Leser könnten ja auch eine Art Mail-Abo machen, so dass sie immer den neuesten Eintrag per Mail kriegen.
Andrea, nix gegen CC – im Gegenteil. Und auch was den Paradigmenwechsel angeht stimme ich Dir zu. Der findet statt. Aber eben noch nicht überall und was die Gesetzeslage angeht wird es auch noch dauern.
Und meinst Du wirklich, dass man jemanden von CC überzeugen kann, indem man ihm erklärt, dass er ja schließlich eh nix mehr zu sagen habe was die Verwendung seines Contents angeht wenn er diesen erstmal in einer bestimmten Form publiziert hat? Daran zweifle ich ganz stark.
Man darf gerne darüber diskutieren, ob Udos Reaktion noch angemessen war oder nicht und ob das geltende Urheberrecht noch zeitgemäß ist oder nicht und auch darf und soll man natürlich versuchen Menschen davon zu überzeugen, eigene Inhalte unter einer CC-Lizenz freizugeben.
Aber rein rechtlich ist es eben wie es ist: die Verfügbarkeit in einem bestimmten Format bedeutet eben keine freie Verwendung des darin verpackten Inhalts. Das müssen wir nicht gut finden, aber ignorieren können wir es auch nicht.
@Uwe:
Lieber bloggender Jurist, ich mag zwar deinen etwas zu überheblichen Ton in meinem Weblog nicht, aber da ich an Deinen Argumenten interessiert bin, möchte ich Dir antworten:
Ich stimme Dir zu, dass Anbieten eines RSS-Feeds keinesfalls automatisch die \“Erlaubnis zur beliebigen und unbegrenzten Weiterverarbeitung der dort angebotenen Inhalte durch x-beliebige Dritte\“ beinhaltet. Keine Frage. Habe ich auch nicht behauptet.
\“Wie man im Gesetz nachlesen kann (respektive könnte) ist für die Frage der Verwertbarkeit fremder Inhalte nur eines entscheidend: Was der Anbieter erlaubt und was nicht. Und nicht, was ihm andere gerne in den Mund legen möchten. Das Recht, Inhalte zu verbreiten und zu entscheiden, auf welchem Weg das passiert, liegt ausschließlich beim Urheber. Sonst hat sich damit niemand zu befassen, auch wenn dieser Verbreitungsweg zufällig mal ein RSS-Feed sein sollte. Wenn der Anbieter keine anderweitige Bestimmung trifft, bleibt es bei diesem Grundsatz.\“
Auch wenn Du mir hier Legasthenie unterstellst, kann ich das nachvollziehen. (Ich habe etwas durchaus, wie sagt Ihr so schön, einschlägiges studiert)
Was wo in meinem Blog am Platze ist, welchen Steamtalk ins Internet schreibe und wonach ich rufe, überlässt Du vielleicht besser mir. ;)
Ich wollte nur festhalten, dass sich viele Probleme, die die Kommunikation wenig geschmeidig gestalten, einfacher lösen liessen, würde man die Lizensierung nach CC in Erwägung ziehen.
Ups… da fehlte ein „s“… sorry :)
@Carsten:
Oh, solange Du Andrea nicht Andreas nennst, geht das ok für mich :)
Noch einmal, CC ist eben nicht die Erlaubnis zum Diebstahl. Ich kann mit CC erlauben, meine Texte zu Bedingungen weiterzugeben, die ich weitestgehend selbst festlegen kann. Aber ich wiederhole mich.
Andreas: sollte ich das tun gäbe es richtig Ärger ;)
Natürlich ist CC keine Erlaubnis zum Diebstahl – habe ich nie gesagt. Aber Leute aufzufordern ihre Feeds abzuschalten, wenn sie keine ungefragte Verbreitung ihrer Inhalt wollen klingt doch stark nach der Argumentation „wer einen Feed bereit stellt muss damit leben, wenn andere ungefragt mit den Inhalten machen was sie wollen“. Und das ist eben nicht so…
Und für die Leute, die gefragt werden wollen bevor andere ihren Inhalt weiter verbreiten ist CC nichts, die musst Du erstmal überzeugen, dass die freie Verbreitung ihrer Inhalte eine gute Idee ist und da sind wir wieder bei der Frage, wie man sie am besten überzeugt.
@Carsten:
Natürlich die die Aufforderung, die Feeds abzuschalten überzogen und durchaus als Provokation gemeint.
Das Problem ist hier auch ein gefährliches technisches Halbwissen. Ich denke, die meisten Leute, die über Content-Klau jammern, haben keinen Schimmer, was dieses RSS, Gepinge oder gar XML-RPC ist.
Denn ohne eine manuelle Intervention pingt jedes Blog fröhlich nach draussen und lädt zum Herunterladen der Contents ein.
Eine andere Unart ist das Ausliefern von verstümmelten Feeds, ohne Bilder und nur ein paar Zeichen. Igitt.
Lieber Andreas,
Wir sollten nicht im „Web 2.0 Rausch“ alle guten Sitten über Bord werfen und uns hemmungslos an fremden Content bedienen. Es sollte nicht schwer sein, die Urheber- und Verwertungsrechte zu beachten und trotzdem ein munteres Geben und Nehmen zu praktizieren.
Aber was ich zu geben bereit bin, möchte ich als Urheber selbst entscheiden. Wenn jemand zu mir kommt und fragt, ob er ein bestimmtes Tutorial in ein Wiki übernehmen darf und dann Änderungen daran vorzunehmen, werde ich der letzte sein, der ihm eine CC-Lizenz passend zum Rest seines Wikis abschlägt. Denn das ist die Form der Auseinandersetzung mit fremden Inhalten und darasu resultierende Kooperation, die ich mir wünsche.
Nur weil ich mit der Freigabe etwas zurückhaltender bin, die Forderung zu stellen, Feeds abzuschalten setzt am falschen Ende der Verwertungskette an.
Stimmt es eigentlich wirklich, dass man oft eine Mitschuld bekommt, wenn das eigene Auto geklaut wird, weil es nicht abgeschlossen war? Nur so ein Gedanke …
Och, so ungern vertreten Anwälte ALG-II-Empfänger nicht: die kriegen meist Prozesskostenhilfe und somit der Anwalt seine Vergütung vom Staat. Ohne Rennen, ohne langes Lamentieren mit der Rechtsschutzversicherung, nur über 3000 € Streitwert gehen die Gebühren runter.
Aber sonst: prima Sache für Anwälte…
@Matthias: Einverstanden. In allen Punkten. Ich bin mir der Problematik ja durchaus bewusst. Und wie gesagt, die provokative Forderung nach der Abschaltung der RSS-Feeds entstand nach Lektüre der Diskussion drüben bei RA Vetter.
Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Wir sprechen hier meist von Amateur-Websites und Blogs. Damit will, kann und wird niemand Geld verdienen und so den Urheber schädigen.
Ich habe keine Ahnung woher die Contentklau Paranoia stammt, aber sie ein viraler Vorgang, der sich durch Replikation ausrotten wird.